· 

Glück im Unglück

Das passiert, wenn man eine Minute nicht aufpasst. Ich sitze am helllichten Tag an der Bushaltestelle, mit meinem Handy in der Hand. Dieser Typ kommt auf mich zu und fragt mich nach Geld. Ich sage „Nein“, er fragt noch einmal. Ich sage noch einmal „Nein“ und dann ist es passiert. Er schnappt sich mein Handy und rennt über die zweispurige Straße davon. Ich renne hinterher. Aber keine Chance. Ein anderer Typ bekommt die Situation mit und rennt dem Typen ebenfalls hinterher. Leider ohne Erfolg. Ich stehe unter Schock. Wie konnte das passieren? Gerade war doch noch alles in Ordnung.

Das schlimmste ist, dass ich mir so blöd vorkomme. Warum habe ich nicht besser aufgepasst?

Ich hatte tatsächlich überlegt, ob ich ihm ein bisschen Geld gebe. Und was wäre dann passiert? Hätte er sich meinen Geldbeutel geschnappt!? Oder gar den ganzen Rucksack!? Okay, es hätte noch viel schlimmer kommen können. Es ist nur ein Handy. Mir geht’s gut und meine Kreditkarte habe ich auch noch. Trotzdem. Das Gefühl bleibt. Hätte ich besser aufpassen müssen? Warum passiert mir das? Bin ich zu naiv und glaube zu sehr an das Gute im Menschen und werde dafür jetzt „betraft“?

Ich bin die letzten Jahre so viel gereist, aber in so einer Situation war ich noch nie. Langsam beruhige ich mich und bin mir sicher, ich werde daraus lernen.

Zum Glück war Cindy, die Besitzerin des Guesthouse, in dem ich gerade bin, zuhause und für mich da. Sie ist sich sicher, dass der Typ kein Interesse an meinen Daten hat, sondern das Handy direkt für Cash verkauft. Hoffentlich!

Auf jeden Fall wird mir gerade mal wieder bewusst, wie abhängig ich von meinem Handy bin. Die Apps für meine Bank sind auf dem Handy. Ein Uber rufe ich per Handy. Kontakt zu Freunden und Familie halte ich über WhatsApp. Um mich zurechtzufinden nutze ich GoogleMaps und Maps.me. Natürlich beides auch auf dem Handy. Ohne Handy weiß ich nicht mal, wie viel Uhr es ist, weil ich seit Jahren ohne Armbanduhr bin. Die Liste könnte ich noch weiter fortsetzen… Und nun? Kaufe ich mir einfach ein neues Handy, bleibe noch ein paar Tage in Kapstadt und reise dann weiter durch Südafrika? Keine Ahnung! Ich weiß es wirklich nicht.

Ich bin nur froh, dass ich meinen Laptop dabei habe und das WLAN nutzen kann. Wenn nicht gerade mal wieder Load Shedding ist, das heißt der Strom abgestellt ist.

Und ich bin happy, dass ich meine Fotos auf dem Laptop speichere. Lediglich die Fotos von gestern, als ich auf den Tafelberg gewandert bin, sind jetzt weg. Muss ich wohl noch mal rauf :) Die Frage ist nur, wie ich zum Ausgangspunkt komme, wenn ich kein Uber rufen kann!? Hmmm…. Das sind jetzt die (kleinen) Herausforderungen der nächsten Tage. Am besten ich fahre nur noch mit dem MyCityBus von A nach B und nach C und D und dann wieder zurück und steige direkt vor meiner „Haustür“ wieder aus. Weil ich würde lügen, wenn ich jetzt nicht doch ein bisschen Angst hätte, dass mir auch noch mein Rucksack und/ oder Geldbeutel gestohlen wird. Dann habe ich nämlich wirklich ein Problem!

Fazit: Blöde Situation. Wünsche ich keinem. Aber mir ist nichts passiert und ich werde daraus lernen. Und nachdem ich ohne Handy und WhatsApp ein bisschen gekappt bin von der „Außenwelt“, freue ich mich umso mehr über Kommentare, Nachrichten über den Blog und/ oder Emails :) Verrückt! Digital Detox mal anders und vor allem unfreiwillig...

 

Aber ja, ich wollte Abenteuer und bekam Abenteuer... :)

 

Fazit Nummer 2 nach ein paar Stunden: Das Aufschreiben hat auf jeden Fall geholfen. Ich dachte, dass es mir gut geht und alles okay ist. Aber ich glaube, ich stehe doch noch unter Schock. Mir kommen immer wieder die Tränen und das Haus kann ich heute definitiv auch nicht mehr verlassen. Mal schauen, ob eine Nacht darüber schlafen hilft... Ich bin eigentlich kein Angsthase, aber im Moment habe ich tatsächlich ein bisschen Angst. Und das ist nicht gut.

 

English (short) version :)

 

One minute and it's done. I've just been waiting at the bus stop. This guy shows up, asks me for money. I say „No“. He asks again. I say „No“. Suddenly he grabs my phone and runs away. No chance. It's done. Here I am. In Cape Town. Without my mobile phone. Without the one thing I am using most while travelling. booking hostels, navigating trough the country, using WhatsApp, taking pictures and so on and so on. The worst thing: I feel SO stupid that this happened to ME and that I didn't pay enough attention :(

I really believe in the good of people. But maybe that's not always the best way to live your life!? But I know me. Even after this incident I will keep going and believing in the GOOD. I just can't help myself :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Philipp (Freitag, 20 Januar 2023 08:49)

    Hey Barbara,
    Ich hoffe du hast dich inzwischen von dem Schock erholt und es geht dir soweit gut.
    Lass dich davon nicht unterkriegen und hab eine gute Zeit!

  • #2

    Barbara (Samstag, 21 Januar 2023 07:48)

    @Philipp: Danke! Ja, mittlerweile geht es wieder und ich bin tatsächlich noch in Kapstadt :) Ganz liebe Grüße nach Deutschland!!!

  • #3

    Barbara (Samstag, 21 Januar 2023 22:16)

    …und ich hatte mich schon gewundert, dass es keine Bilder mehr gab. Pass gut auf Dich auf und erhol Dich weiter von dem Schreck.
    Alles Gute

  • #4

    Barbara (Sonntag, 22 Januar 2023 07:08)

    @Barbara: Danke dir! Ja, mittlerweile habe ich wieder ein Handy und die Reise geht noch ein bisschen weiter :) Liebe Grüße!!!

  • #5

    Marianne (Dienstag, 24 Januar 2023 11:51)

    Oh je, dass du unter Schock warst, das verstehe ich gut. Ich kenn das (leider) auch, uns wurde vor Jahren auf Korsika das Wohnmobil aufgebrochen….. ich denke du kennst die Geschichte u da hilft erstmal nur heulen, man ist dann auch kurz misstrauischer…… u lernt auf jeden Fall was dazu, das Vertrauen zu den Menschen kommt aber wieder u das ist auch gut so!

  • #6

    Barbara (Mittwoch, 25 Januar 2023 07:28)

    @Marianne: Danke dir! Ja, langsam wird's wieder, aber es ist einfach nicht mehr wie "davor", aber ist vielleicht auch ok so... Die meisten Menschen sind wirklich super freundlich und hilfbereit! LG Barbara